Der Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine des Kreises Tübingen kann auf mehr als 100 Jahre seiner Vereinstätigkeit zurückblicken. Im Jahre 1889 - dem Gründungsjahr des Vereins - sah die Welt noch etwas anders aus als heute. Damals arbeiteten rund 40% unserer Bevölkerung in der Landwirtschaft, nach neuen Zählungen sind es in Baden-Württemberg lediglich noch etwa 2,5%. Die Landwirtschaft hatte eine große wirtschaftliche Bedeutung und die Ernährung der Bevölkerung erfolgte überwiegend aus eigener Produktion. Erzeugnisse aus fernen Ländern galten als Luxusgüter und waren für die meisten Leute unerschwinglich.
Bananen und Apfelsinen gab es - wenn überhaupt - nur zu Festtagen und auch Tomaten hatten in den Gärten noch Seltenheitswert! Die selbsterzeugten Nahrungsgüter hatten den nicht zu übertreffenden Vorteil der „Frische" - sie waren nicht standarisiert und schon gar nicht „kosmetisch aufbereitet". Heute sind die Grundstücksbesitzer nicht mehr von Eigenproduktion und wirtschaftlichem Erfolg ihrer Produkte abhängig. Im Laufe der Zeit hat sich manches geändert, so auch die Aufgaben, wo ausreichende Nahrungsmittelerzeugung im Vordergrund stand.
Der Obstbau hatte vormals engste Beziehungen zur Landwirtschaft, er wurde darüber hinaus als Selbstversorger und Liebhaberanbau betrieben
Gerade dadurch entstand unser vielgestaltige Landschaft, geprägt durch Wälder, Wiesen und Obstbäume. Auf den Fluren im Landkreis Tübingen stehen noch immer viele tausend Obstbäume, die auch aus ökologischer Sicht einen wertvollen Beitrag zur Gesunderhaltung unserer Umwelt leisten. Themen wie der naturnahe Garten, Verzicht auf schädliche Pflanzschutzmittel und eine gezielte Nährstoffversorgung der Pflanzen möglichst mit Naturdüngern oder Kompost sind in den letzten Jahren weitere Schwerpunkte der Vereinsarbeit geworden. Eine gesunde und möglichst rückstandsfreie Erzeugung von gartenfrischem Obst und Gemüses ist ein wichtiges Thema, das mit Vorträgen und Vorführungen laufend angesprochen wird. Die Arbeit der örtlichen Obst- und Gartenbauvereine umfasst auch die Verschönerung des Stadt-, bzw. Dorfbildes mit Blumenschmuck. Über ein reichhaltiges Angebot von Fach-vorträgen, Besichtigungen, Schnittvorführungen bei Baumobst-, Beeren- und Ziersträuchern, Lehrfahrten u.a. erreichen diese Vereine einen immer größeren Publikumskreis.
Dem Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine im Landkreis Tübingen gehören 25 aktive örtliche Vereine an - wobei sich zwei Vereine zusätzlich dem Weinbau widmen. Hier wird mit viel Mühe und Idealismus eine alte Tradition an den Steilhängen des Neckar- und Ammertals, mit seinen altbekannten Weinbergmauern betrieben.
Etwa die Hälfte der örtlichen Vereine haben in den letzten Jahren obstbauliche Schau - und Lehrgärten erstellt. Diese Initiativen sind in dem „Kleinen Obstbauführer durch den Landkreis Tübingen" festgehalten.
Der Kreisverband bietet mit einem „Jahresprogramm" zahlreiche Veranstaltungen an, die von Mitgliedern und zahlreichen Obst- und Gartenfreunden gerne angenommen werden. Hierzu gehören u.a. die traditionellen Rundgänge während der Obstbaumblüte auf verschiedenen Gemarkungen des Landkreises, Erntebesichtigungen im Herbst, mehrtägige Lehrfahrten zu interessanten obst- und gartenbaulichen Zielen und Obstbaumveredlungskurse.
Über den Kreisverband sind die Obst- und Gartenbauvereine auch beim „Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft" in Stuttgart vertreten.